Die Chronik des Vereines
Im Jahr 26. Jänner 1899 gründete der gehörlose Tischlermeister Hans Fill den damaliegen Salzburger Taubstummenverein "SATAV" mit der Ziel den Salzburger Gehörlosen und Sprachbehinderten in erster Linie soziale Hilfe, ferner die Gemeinschaft unter Schicksalgenossen und damit Freude und neuen Lebensmut zu geben. Er Schuf damit für die Gehörlosen das Gefühl der Geborgenheit, das Gefühl nicht mehr allein in der Isolation zu leben und in allen Lebenslagen Rat und Hilfe zu finden.
Hans Fill ist auch der Begründer des Ehrholungsheimes der Salzburger Gehörlosen "Bergfriede" in Gfalls bei Elsbethen. Dieses Haus wurde auf seine Initiative 1933 - 1934 erbaut. Die damaligen Mitglieder haben in Ermangelung einer Forststraße, die es damals noch nicht gab auf ihrem Rücken das Baumaterial hinauf-getragen und damit einen unglaublichen Opferwillen zur Schaffung eines eigenen Heimes bewiesen. "Bergfriede" hat in den nun 90 Jahren seines Bestehens unzähligen Schicksalsgenossen Freude und Ehrolung geschenkt.
Im Jahre 1965 musste das Dach dieses Hauses abgetragen werden, da sich Termiten dort angesiedelt hatten. Da inzwischen das Heim viel zu klein geworden war, beschloss der Verein, zugleich mit der Erneuerung des Daches einen Erweiterungsbau durchzuführen. Dazu waren erhebliche Mittel erforderlich, die wir in Form von Kredit bei der Salzburger Sparkasse erhielten. Unsere Mitglieder haben in diesen Jahren auf vieles verzichtet, um diese Kreditschulden möglichst, rasch abtragen zu helfen. Es konnten keine Exkursionen auf Kosten des Vereines durchgeführt werden und die Weihnachtsgeschenke fielen klein und bescheiden aus. Freiwillig wurden die lnstandhaltungsarbeiten für das Heim ohne jegliche Kostenaufwendungen durchgeführt. So manches Mitglied opfert noch heute seine Freizeit dafür. An dieser Stelle wollen wir ganz besonders unserer Frau Hilde Huttegger gedenken, die nun auch nicht mehr unter uns weilt, und die viele Jahre unter Hintansetzung ihrer eigenen Interessen als Heimmutter das Haus „Bergfriede“ betreut hat. Nicht zu vergessen ist die langjährige treue Mitarbeit der Frau Amalia Musil, die zusammen mit ihrem Mann in den schweren Nachkriegsjahren von 1946 bis 1953 das Haus „Bergfriede“ wieder in die Höhe brachte, nachdem es im Krieg stark vernachlässigt wurde.
Der SATAV überstand die Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges immer unter Führung des nunmehr viel älter gewordenen Hans Fill, bis er im Jahre 1947 von dieser Erde abberufen wurde. Sein Name steht in goldenen Lettern in der Geschichte unseres Vereines.
Nach seinem Tode übernahm Michael Strutzenberger, Parkettlegemeister, die Geschicke des SATAV. Leider starb er nach eineinhalb Jahren und ließ den SATAV abermals verwaist zurück.
Diesmal wählten die Mitglieder des SATAV eine Frau zu ihrem Obmann. Von 1949 bis 1977, also nahezu dreißig Jahre lang, stand Frau Ida Stadler an der Spitze des Ausschusses unseres Vereines. Mit Scharfsinn, Humor, Witz und einem unendlich guten Herzen lenkte sie die Geschicke der Salzburger Gehörlosen, die im Gehörlosenverein zusammengeschlossen sind. Im Jahre 1954 erwuchs ihr in Fräulein Rosemarie Schmidt, später Frau Rosemarie Davidek, eine bewährte Helferin für alle schriftlichen und dolmetscherischen Arbeiten. Hinzu gesellte sich im Jahre 1959 der junge Raimund Galler, Angestellter der Salzburger Stadtwerke, mit seiner jungen Kraft. Im Laufe der Jahre wuchs er zu einer überaus großen Stütze für Obfrau Ida Stadler heran, um dann die Kassengebarung als Revisor zu kontrollieren und die kommerziellen Arbeiten zu übernehmen. Die Seele des SATAV war aber Obfrau Ida Stadler, bis sie der Tod am 31.Dezember 1977 unerbittlich aus unseren Reihen riss und sie von einem schweren, mit größter Tapferkeit ertragen Leiden erlöste. In Dankbarkeit gedenken wir ganz besonders an diese großartige Frau, die so unendlich viel für das Weiterbestehen unseres Vereines und das Wohl seiner Mitglieder getan hat.
Nach dem Tode von Frau Ida Stadler nahm Herr Raimund Galler das Ruder des abermals verwaisten SATAV-Schiffes in seine an der Seite von Frau Ida Stadler erfahren gewordenen Hände und führte es im Sinne seiner Vorgänger als Obmann bis 1996 sehr beispielhaft und sicher. Ganz besonderes Augenmerk galt dem Erholungsheim „Bergfriede“, das Frau Ida Stadler allen Mitgliedern des SATAV in den letzten Tagen ihres Lebens ganz besonders ans Herz gelegt hatte. So wurde die Trinkanlage erneuert, eine neue Terrasse ist entstanden, die Küche wurden mit modernen Möbeln ausgestattet, und seit einigen Jahren verfügt „Bergfriede“ auch über einen Telefonanschluss mit Fax, sodass auch für Besucher von „Bergfriede“ Anschluss an die übrige Welt besteht. Inzwischen wurde auch der Parkplatz vor „Bergfriede“ neu umzäunt und eine neue Gerätehütte wurde erbaut, die feierlich „Mundi-Hütte“ getauft wurde. All das hat viele Sorgen und vorallem Geld gekostet. Aber dank der guten und sparsamen Führung wurden alle diese Schwierigkeiten überwunden.
Wegen Überlastung durch seine Arbeit im Verband der Gehörlosenvereine im Lande Salzburg der Gehörlosenvereine im Lande Salzburg legte Raimund Galler schweren Herzen 1996 seine Funktion als Obmann nieder. Vorstand und Mitglieder wählten übereinstimmend Raimund Galler als (1996-2006) Ehrenobmann.
In der Zwischenzeit wurde im Jahr 1997 der alte Kachelofen abgetragen und durch einen neuen ersetzt. Jetzt ist es gemütlich warm in der Stube. Auch wurden 1998 die Zufahrtsstraße und der Parkplatz neu asphaltiert. An dieser Stelle möchten wir der Stadt und dem Land Salzburg unseren Dank aussprechen für die finanziellen Hilfen und die Unterstützung, die sie immer wieder zuteil werden ließen.
Seit vielen Jahren hat die Familie Selner als Heimleiter gerne ihre Freizeit geopfert um es den Gästen von „Bergfriede“ so schön und gemütlich wie möglich zu machen. Nach dem Ableben von Herrn Ferdinand Selner betreute seine Frau Albertine alleine das Haus und seine Gäste weiter. Inzwischen haben diese Funktion neben Frau Albertine Selner, Frau Elisabeth Lohfeyer und Frau Erika König übernommen und Gäste und Besucher sind gerne willkommen. Eine Anmeldung beim Salzburger Gehörlosenverein ist aber sinnvoll, weil „Bergfriede“ nicht immer durch die Heimleiterinnen besetzt ist.
Seit 1960 gehört der SATAV dem damals neugegründeten Verband der Gehörlosenvereine im Lande Salzburg an, an dessen Spitze damals der nunmehr pensionierte Optikermeister Gerhard Schmidt aus Puch bei Hallein stand. Seiner Initiative, gemeinsam mit seinem Schwager, unserem leiderviel zu früh verstorben, unvergesslichen Fürsorgebeirat Ing. Leopold Davidek, verdanken wir das Entstehen des Kulturzentrums der SalzburgerGehörlosen, in dem der SATAV endlich seine Heimat gefunden hat, eine Insel der Geborgenheit für viele Schicksalsgenossen. An dieser Stelle ist es uns Verpflichtung, noch einen besonderen Dank auszusprechen.
Am 24. April 1983 hat der Gehörlosenverein Salzburg in seiner außerordentlichen Generalversammlung die freiwillige Auflösung seines Vereines beschlossen. Gleichzeitig wurde beschlossen, dem Erholungsheim „Bergfriede“ die Hälfte des zu Zeit der Auflösung vorhandenen Vermögens zu übergeben. Dem inzwischen verstorbenen Obmann Ignaz Musil und seiner Gattin Amalia, die ihm in seiner Vereinsarbeit, aber auch in der Sozialarbeit viele Jahre eine zuverlässige und fleißige Helferin war, sei an dieser Stelle für die großzügige Überweisung von ganzem Herzen gedankt. Im Jahre 1985 beschlossen der Ausschuss des SATAV und seine Mitglieder, den Vereinsnamen SATAV in „Salzburger Gehörlosenverein“ umzubenennen. Zum heutigen Zeitpunkt zählt der Salzburger Gehörlosenverein an die 162 Mitglieder.
Unsere Obmänner und Obfrau von 1899 bis heute
Nach der Gründung beim 1. Stiftungsfest im Jahr1900